"Es war einmal" ein namhafter deutscher Hersteller von Beschallungsanlagen (bei dem einige Kondensatoren dem Rotstift zum Opfer fielen)

(frei nach dem Motto: 100 Volt Spannungsfestigkeit werden schon reichen . . .)

Ich machte eine Zeit lang Reparaturen an Beschallungsanlagen von Discotheken, denn die 'Installateure'
dieser Systeme lassen sich nach kurzer Zeit (meistens nachdem die Rechnungen bezahlt sind) nicht
mehr blicken. Das ist für sie auch viel gesünder, denn so mancher Discothekenbesitzer würde mit ihnen
gerne mal 'ein Hühnchen rupfen' oder aber den ganzen Schrott zurückgeben.

Manchmal fand ich haarsträubende Konstruktionen, wie z.B. einen Koax-Antennenstecker zum Verlängern
einer Phonoleitung (leider nur einer, die beiden Kanäle wurden flugs auf mono zusammengefasst).

Das Schlimmste, was ich jemals entdeckt und letztendlich auch in zwei Nachtschichten repariert habe, waren
zwei Disco-Topteile (1x15", 4x4", Tweeter), in denen u.a. die Frequenzweiche regelrecht abgeraucht war.

Einer der Besitzer der Discothek SOUND, Johann Dechant, bat mich eines Tages, seine Anlage durchzuchecken.
Er war der Meinung, dass irgend Etwas nicht mehr stimmte. Nachdem ich von allen 4 Topteilen die Gitter entfernt hatte, war mir klar, was er meinte: von den 15ern waren alle Membranen kreisrund abgerissen, die Schwingspule
(die mit 63mm viel zu klein für 'nen 15er ist) taumelte mit einem Teil der Membran und der Kalotte lustig
im Korb herum. Damit nicht genug: als ich die Chassis ausgebaut hatte (über Kopf, denn die Boxen
waren ja 'geflogen'), traute ich meinen Augen kaum. In zwei Boxen war fast keine Polyesterwatte mehr, sie war
verbrannt! Deutliche Brandspuren an der Rückwand der Box zeugten von einem ordentlichen Brandherd! Ein
Teil der heißen Polyestermasse tropfte auf die Frequenzweiche und dort war auch die Ursache für den
'Zimmerbrand' zu finden: Es waren Folienkondensatoren mit einer Spannungsfestigkeit von nur 100 Volt
verbaut worden! Und die sind (wahrscheinlich mit einem Lichtbogen) explodiert und haben vermutlich so das
Feuer entfacht, welches aber aufgrund von Sauerstoffmangel (kein Bassreflex!) von selbst wieder ausging.
In den beiden anderen Boxen, in denen es nicht gebrannt hatte, waren Kondensatoren mit 250 Volt eingebaut.

Ich musste also die Topteile erst mal herunternehmen und komplett zerlegen. Zuerst habe ich die Gehäuse
von dem geschmolzenen Polyester befreit und neue Dämmwatte eingepasst. Nachdem die Weiche neu
bestückt worden war (natürlich mit ausreichend dimensionierten Bauteilen), konnte ich die Boxen wieder
zusammenbauen. Gottseidank hatte der Disco-Besitzer noch 4 Stück 15er in seinem Keller, denn sonst
hätte ich auch noch die Chassis reconen müssen. Da der 'Betriebsurlaub' der Discothek schon fast zu
Ende war, musste die ganze Aktion quasi 'über Nacht' passieren.

So sah es in den Boxen aus . . .

 

. . . das war die Frequenzweiche der einen Box . . .

 

. . . und das die Weiche der anderen.

 

Und dieses Häufchen Asche waren mal die 100V-Kondensatoren.

Mit den richtigen Bauteilen laufen die Kisten jetzt schon seit fünf Jahren . . .