"Schon mal was von 'Bauern-Drehstrom' gehört?"
"Nein?! Was soll das denn sein?"
"Das ist Drehstrom ohne (den vorgeschriebenen) Nullleiter. Oft gibt es in der Landwirtschaft Kabel, da fehlt er einfach. Und die Güllepumpe läuft trotzdem."
"Aber das macht doch nix. Die Geräte funktionieren ohne Nullleiter dann eben nicht!"


Tja, weit gefehlt: ohne Nulleiter und mit unsymmetrischer Lastverteilung auf den drei Phasen (was auf 'ner Bühne immer der Fall ist), hängen die Verbraucher zwischen zwei Phasen. Da stehen 400V an und der hochohmigere Verbraucher (meistens die Elektronik, niemals z.B. Scheinwerfer) kriegt ordentlich 'sein Fett weg'.
Das ist mir und den Mietern meiner Gerätschaften auch schon mal passiert, doch gottseidank hatte ich eine simple Schutzschaltung in jeder Endstufe . . . und auch in allen Stromverteilern.

Und eigentlich ist (fast) nix passiert, allerdings sah es schon dramatisch aus, als aus dem Amprack weißer Rauch quoll.

Die Schutzschaltung ist genial einfach, ein (!) zusätzliches Bauteil und eine kleine Schaltungsänderung. Das war's.

Das Ganze funktioniert so: es gibt Varistoren, das sind Bauteile, die ab einer bestimmten Spannung schlagartig leitend werden. Schaltet man diese Teile nach einer Sicherung ans Netz, passiert erst mal gar nix. Steigt die Netzspannung jedoch über die Durchbruchspannung, z.B. 250V, an, wird das Teil leitend, fabriziert einen Kurzschluss und die Sicherung brennt durch. Dem dazugehörigen Gerät passiert nix. Und wenn man den Varistor und die Sicherung vor den Netzschalter packt, dann spricht die Sicherung an, noch lange *bevor* man den Netzschalter betätigt. Allerdings, vor allem wenn die Sicherung einige Ampere aushalten muss, geht im Fehlerfall der Varistor auch mit drauf. Weiße Rauchwolken inclusive . . .
Aber es ist wesentlich einfacher, die durchgebrannten Varistoren 'rauszukneifen, als alle defekten Geräte zur Reparatur zu bringen.
Vor allen Dingen kann man das Equipment bei diesem Gig noch verwenden . . .

So ungefähr sah die Schaltung bei meinen Endstufen ursprünglich aus:

Warum der Hersteller (BELL/FOSTEX) die Sicherung nach dem Schalter anordnet, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Denn die Kontrolllampe leuchtet auch bei einer durchgebrannten Sicherung . . . komisch, komisch . . .

Und so habe ich die Schaltung abgeändert:

Der Varistor (S20K250V) sitzt unmittelbar nach der Sicherung und *vor* dem Netzschalter! Jetzt kann man auch 'ne durchgebrannte Sicherung sofort erkennen . . .

So sahen die Varistoren aus, nachdem sie mich im Mai vor einem größeren Schaden bewahrt haben:

Denkbar wäre auch, die Varistoren in den Stromverteiler einzubauen. Dann aber eine Parallelschaltung von 3 . . .5 Stück je Phase, damit der Sicherungsautomat auch sicher auslöst! Die Dinger kosten übrigens nur knapp 2 € je Stück.

2006-02-08 LK